Kreuzzüge! Christen sind doch auch so wie Islamisten, oder?

Kreuzzüge! Christen sind doch auch so wie Islamisten, oder?

Manchmal wird dem Christentum vorgeworfen, dass es genau so blutig sei, wie der Terror des Islamismus. Die Kreuzzüge beweisen dies!

Dies ist eine Unterstellung, die in keinster Weise haltbar ist. Deshalb weise ich anlässlich der aktuellen Ereignisse und Anschläge von Islamisten auf einen Beitrag von P. Dr. Markus Christoph hin:

Die Kreuzzüge – Ein christlicher Djihad im Mittelalter?

Dieser Artikel zeigt zum einen die Fehler auf, die bei den Kreuzzügen begangen wurden – aber auch, dass die Kreuzzüge als Verteidigungskriege gedacht waren und politisch als angemessen betrachtet werden können. Streng gesprochen kann man sogar sagen, dass die Außenpolitik Obamas kriegerischer ist, als das Handeln des Papstes und der Kirche zu Zeiten der Kreuzzüge.

Ist diese Aussage zu hart? Wollen wir den Fakten nachgehen!
Alle weiteren Informationen im Artikel von P. Markus.

Bild: Mit freundlicher Genehmigung von P. Lawrence Lew
Zölibat? Petrus war doch auch verheiratet!! (KIK)

Zölibat? Petrus war doch auch verheiratet!! (KIK)

Oder auch:
Der Zölibat: Heute noch zeitgemäß?

Einer meiner Freunde wurde neulich zum Priester geweiht. Passend dazu deshalb heute ein Beitrag zum Zöllibat.

Vorwurf: Die römisch-katholische Kirche verbietet ihren Priestern zu heiraten. Das ist ungerecht! Das verklemmt die Priester. Zudem wird man krank, wenn man seine Sexualität nicht ausleben kann. Der Zölibat treibt die Priester in die Heuchelei, denn jeder Mensch braucht doch die persönliche Nähe eines anderen (Frau oder Freundin). Außerdem können unverheiratete Priester die Probleme der Familien gar nicht richtig verstehen, da die eigene Erfahrung fehlt. Und ohne Zölibat gäbe es heute auch keinen Priestermangel … Oder?

1. Der Zölibat verhindert ein glückliches Leben…

Richtig: Um gesund zu bleiben, braucht jeder Mensch eine Liebesbeziehung zu einem ande-ren Du. Ohne Liebe welkt der Mensch wie eine Blume ohne Wasser. Man verstünde aber den Zölibat völlig falsch, würde man ihn als Verbot zum Lieben, als »Nicht-Lieben« auffassen, als gesetzlich verordneten Verzicht auf intime Beziehung und Freundschaft. So wie der Ehemann seine Frau liebt und ganz für sie da ist, so liebt und lebt der zölibatär lebende Priester ganz – »mit Haut und Haaren« – für Christus. Der Priester liebt darum nicht weniger als die Eheleute, sondern vielleicht sogar mehr und intensiver. Denn in der Ehe muss sich die Liebe des Menschen (bildlich gesprochen) »teilen« – nämlich zwischen dem Partner und Gott. Durch den Zölibat kann der Priester ganz ungeteilt für Christus leben (vgl. 1Kor 7,32-34).

2. Der Zölibat macht krank…

Es ist richtig, dass jeder (normal veranlagte) Mensch sexuelle Neigungen besitzt. Auch der Priester. Und die falsche Unterdrückung dieser Neigungen kann zu negativen Folgen führen. Aber ebenso richtig ist, dass unsere leiblichen Triebe auf höhere Ziele hingelenkt werden können. Wer war noch nie von einem Buch so gefesselt, dass er darüber das Essen vergessen hat? Oder von einem Film oder einem Fußballspiel? Haben wir da das »Nicht-Ausleben« unseres Esstriebes als etwas »krampfhaftes« empfunden? Wohl nicht. Genauso ist es mit der Sexualität des Priesters: Es geht hier nicht um ein negatives Unterdrücken eines Triebes, sondern um die positive Ausrichtung seiner ganzen Kraft auf ein höheres Ziel aus – nämlich auf die Liebe zu Gott.

Einwand: Aber sieht die Realität nicht ganz anders aus? Gibt es nicht viele Priester, die den Zölibat als etwas Negatives empfinden?
Ein Taschenmesser ist etwas äußerst hilfreiches – aber nur, wenn man sorgfältig damit um-geht. Sonst kann es sogar zur Gefahr werden. Genauso der Zölibat: Bei »sorgfältigem Gebrauch« – d. h. wenn der Priester seine Liebesbeziehung zu Christus pflegt und ihr den wichtigsten Platz in seinem Leben einräumt – bedeutet der Zölibat eine echte Bereicherung für das eigene Leben. Andernfalls freilich kann er zur Last werden. Der mögliche Missbrauch einer guten Sache ist aber kein Argument gegen die Sache selbst. Sonst müsste der Staat auch das Autofahren verbieten, weil manche Autos im Straßengraben landen.

3. Der Zölibat für Priester ist eine Erfindung des Mittelalters…

Falsch. Bereits auf der Synode von Elvira (um 300) wird der Zölibat für Priester verpflichtend erwähnt. Und früher? Stammt diese Idee wirklich von Jesus? Es ist zwar richtig, dass z.B. Petrus ursprünglich verheiratet war (Mk 1,30 erwähnt seine »Schwiegermutter«), aber wenn man die Bibel aufmerksam liest, liegt der Schluss nahe, dass die Jünger – wenn sie verheiratet waren ‒ nach ihrer Berufung zum Apostel ihr eheliches Leben aufgegeben haben. Der Beweis: Jesus verlangt von seinen Jüngern für die engere Nachfolge ausdrücklich, »Haus oder Frau, Brüder, Eltern oder Kinder« zu verlassen (Lk 18,29). Und an anderer Stelle bestätigt Petrus genau dies für die Apostel, wenn er sagt: »Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt« (Mt 19,28). Dazu kommt: Die missionarische Aktivität der Apostel nach der Himmelfahrt Jesu wäre mit der gleichzeitigen Erziehung von Kindern unmöglich gewesen. Können wir uns vorstellen, dass die Apostel »Rabenväter« waren?

Einwand: Paulus schreibt, ein Priester solle der »Mann einer einzigen Frau« sein. Also lebten die Priester offensichtlich im Ehestand.
Tatsächlich heißt es in 1Tim 3,2, Bischof könne nur werden, wer »Mann einer einzigen Frau« sei. Dasselbe wird 10 Verse später für den Diakon verlangt (1Tim 3,12) und in Tit 1,6 für die Presbyter (Priester). Allerdings ist diese Stelle kein Argument gegen, sondern für den Zölibat. Paulus betont hier, dass Bischof/Priester/Diakon nur werden kann, wer nur einmal verheiratet sei. Eine erneute Heirat nach dem Tod ersten Ehepartners wäre ein Hindernisgrund für die hl. Weihen. Warum diese Regel? Eine sinnvolle Erklärung ist nur möglich, wenn die Priester tatsächlich von Anfang nach der Übertragung ihres Amtes auf eine Fortsetzung ihrer Ehe verzichtet haben, d.h. enthaltsam gelebt haben. Eine zweite Heirat wurde als Zeichen für die offensichtliche Unfähigkeit zum enthaltsamen Leben gewertet – und darum als Ausschlusskriterium für die hl. Weihen angesehen. Das Pauluszitat ist nur dann schlüssig, wenn die Enthaltsamkeit eine Voraussetzung für das Priesteramt war.

Bestätigung durch 1Kor 9,5. Einen interessanten Hinweis zu genau dieser Thematik finden wir in 1Kor 9,5, einer Stelle, die manchmal gegen den Zölibat angeführt wird. Paulus erklärt dort in Bezug auf seine Missionsreisen: »Haben wir nicht das Recht, eine gläubige Frau mitzunehmen, wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und wie Kephas (= Petrus)?« Hat also Petrus doch zusammen mit seiner Ehefrau das Evangelium verkündet? Im griechischen Originaltext stehen für »Frau« die Worte »adelphe gynaika«, eine »schwesterliche Frau« oder: »Frau als Schwester«. Kann damit wirklich ganz einfach eine normale Ehefrau gemeint sein? Eher ist damit wohl angedeutet, dass diejenigen Apostel, die vor ihrer Berufung schon verheiratet waren, nach ihrer Berufung wie Bruder und Schwester zusammenlebten.

Das Zeugnis der Kirchenväter. In genau diesem Sinn äußert sich Epiphanius von Salamis (315-403): »Meistens ist die Priesterschaft aus den Reihen der Jungfräulichen zusammengesetzt, oder wenn nicht aus Jungfräulichen, dann sicher aus Mönchen. Wenn aber aus der Ordnung der Mönche sich keine Geeigneten zur Verwaltung jenes Dienstes finden, so pflegt man die Priester aus denen zu wählen, die sich ihrer Frauen enthalten oder nach nur einer Ehe im Wittwerstand sind« (Expositio fidei 21; PG 42,824). Freilich, schon damals gab es Missstände. Auch Epiphanius musste zugeben: »Mancherorts zeugen Priester, Diakone und Subdiakone noch Kinder. Doch das entspricht nicht der kanonischen Bestimmung…« (Haer. 59,4; PG 41,1024). Trotzdem ist die Zölibatsregel schon in dieser frühen Zeit ganz eindeutig.

4. Ohne den Pflichtzölibat gäbe es in der Kirche genügend Priester…

Als Gegenargument dazu genügt ein Blick auf die protestantischen Kirchen: Dort gibt es ver-heiratete Pastoren – und gleichzeitig ist der Mangel an Seelsorgern noch größer als in der römisch-katholischen Kirche.

5. Gott hat die Sexualität als etwas Gutes geschaffen. Sie abzulehnen, bedeutet, eine Gabe Gottes zu verachten…

Es stimmt natürlich, dass die Sexualität etwas Gutes ist (wenn sie in der gottgewollten Ordnung gelebt wird). Sonst hätte Gott sie nicht erschaffen. Wenn jemand nicht heiratet, weil er den ehelichen Verkehr für grundsätzlich schlecht hält, dann wäre das nicht katholisch. Aber man kann auf etwas Gutes und Schönes für sich selber verzichten, um freier zu sein für etwas noch Höheres. Auf diese Weise verzichtet der Priester auf das Glück der Ehe, um durch die vollkommene und ungeteilte Hingabe an Christus ein noch höheres Glück zu erlangen. Darum: Der Verzicht auf die Ehe ist nur dann wertvoll, wenn er tatsächlich aus Liebe zu etwas Größerem – zu Gott – geschieht. Den Zölibat des Egoisten dagegen, der nur deswegen nicht heiraten möchte, weil er sonst sein Geld mit jemandem teilen müsste (oder sich um die Kinder sorgen muss), lehnt die Kirche ausdrücklich ab.
Die Sexualität ist mit einem Wildbach in den Bergen vergleichbar. Der Bach verschönert und bewässert die Landschaft. Später fließt er in einen Fluss, der Schiffe trägt und schließlich ins Meer mündet. Ein Bild für die Ehe. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit: Talsperre. Das angestaute Wasser versorgt ein ganzes Land mit Licht und Kraft.

5. Man kann keinen Menschen zum Zölibat zwingen…

Richtig. Dasselbe sagt auch die Kirche. Niemand wird gezwungen, Priester zu werden. Wenn aber jemand in der Kirche Priester werden will, darf die Kirche auch die »Spielregeln« dazu aufstellen. Oder nimmt es jemand dem FC Bayern übel, wenn er von seinen Spielern ohne Ausnahme verlangt, auf Rauchen zu verzichten? … Man kann doch niemandem das Rauchen verbieten…!? (Das Beispiel hinkt natürlich: Die Ehe ist nicht ungesund.)
Man kann die Sache aber auch von der anderen Seite betrachten: Taugt jemand für den Priesterberuf – d.h. für diese einzigartige Beziehung zu Gott – wenn er nicht bereit ist, für diesen Ruf auf das Glück der Ehe zu verzichten?
Ganz abgesehen davon: Der Priester kann seinen Pflichten gegenüber seiner Gemeinde viel besser erfüllen, wenn er nicht zusätzlich durch die Verantwortung für eine Familie gebunden ist. Nur so wird er zu jeder Tages- und Nachzeit »verfügbar« sein, wie es seinem hohen Amt entspricht.

6. Der verheiratete Priester würde die Eheleute viel besser verstehen…

Wirklich? Taugt als Fußballreporter nur ein ausgedienter Profi, der schon 100mal selber auf dem Platz stand? Oder ist uns der Berichterstatter, der schon 10.000 Spiele begeistert kommentiert hat, nicht viel lieber – auch wenn ihm die persönliche Erfahrung auf dem Platz fehlt?
Es ist richtig, dass der Priester die Familie nicht aus eigener Erfahrung kennt (abgesehen von seiner Kindheit). Heißt das aber, dass er die Probleme der Familie nicht kennt? Vielleicht kennt er sie sogar viel besser, weil er nicht nur in eine, sondern in hunderte Familien Einblick hat. Vertrauen wir nur dem Arzt, der selber krank war, oder nicht eher dem, der Medizin studiert und viel Erfahrung bei anderen Patienten gesammelt hat?

Zugegeben: Die Kirche könnte die Verpflichtung der Priester zum Zölibat aufheben. Würde sie aber damit sich – und vor allem: den Priestern selber – einen Gefallen tun?
Der Zölibat ist kein Hindernis der Liebe, sondern die Entscheidung für die totale Liebe. Jeder, der zölibatär lebt, kann sich das schöne Wort der kleinen heiligen Theresia zu eigen machen: »Ich habe es nie bereut, mich für die Liebe entschieden zu haben.«


 

Lektüre-Tipp:
Marc TREMEAU: Der gottgeweihte Zölibat, Jestetten 1979 (Kurzes Büchlein; zwar schon etwas älter, aber immer noch lesenswert.)
Stefan HEID: Zölibat in der frühen Kirche. Die Anfänge einer Enthalsamkeitspflicht für Kleriker in Ost und West. 2. Aufl. Paderborn 1998. (DAS Buch für den Nachweis der Ur-sprünge des Zölibats in der Urkirche.)

Dieser KIK (Katholisch im Kreuzfeuer) wurde von P. Markus Chrstoph SJM mit freundlicher Genehmigung zur Publikation zur Verfügung gestellt. Andere KIK-Artikel und weite Infos gibt es auf der Hauptseite.

Bildquelle: Mit freundlicher Genehmigung vom Nachbarblog Sacerdos Viennensis. Dort gibt es noch viele weitere schöne Bilder! Ein Besuch lohnt sich! 🙂
Hat der Papst IMMER recht? (KIK)

Hat der Papst IMMER recht? (KIK)

Hat der Papst immer Recht…?

Vorwurf: Katholiken glauben, der Papst könne sich niemals irren. Darum gibt es das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes: Der Hl. Geist sorgt dafür, dass die Nachfolger des hl. Petrus nie etwas Falsches sagen. Aber wie soll man das im 21. Jahrhundert noch glauben? Irren ist menschlich. Niemand kann für sich in Anspruch nehmen, sich niemals zu täuschen. Die Kirche hat die päpstliche Unfehlbarkeit nur darum erfunden, um die Gläubigen leichter regieren zu können – nach dem Motto: Tu, was ich sage, denn ich habe immer recht.

Halt. Hier wurde viel Richtiges mit noch mehr Falschem vermischt. Die Katholische Kirche ist zwar auch heute noch von der Unfehlbarkeit des Papstes überzeugt, aber diese hat eine ganz genaue Bedeutung – und auch Grenze.

Drei Punkte, was die Unfehlbarkeit des Papstes nicht bedeutet:

 

  1. Der Papst kann nichts Neues erfinden.

    Die Unfehlbarkeit des Papstes bezieht sich nur auf das unverfälschte Bewahren der Lehre, die Jesus der Kirche anvertraut hat. Es geht also nicht um einen besonderen »direkten Draht« des Papstes zu Gott, durch den er neue Ideen vom Hl. Geist erhalten könnte, sondern um die Reinerhaltung der Wahrheit, welche die Kirche bereits besitzt! Das I. Vatikanische Konzil (1869/70) erklärt darum:

Den Nachfolgern des Petrus wurde der Heilige Geist nämlich nicht verheißen, damit sie durch seine Offenbarung eine neue Lehre ans Licht brächten, sondern damit sie mit seinem Beistand die durch die Apostel überlieferte Offenbarung bzw. die Hinterlassenschaft des Glaubens heilig bewahrten und getreu auslegten. (Vaticanum I, Pastor aeternus IV, vgl. DH 3070).

Würde der Papst heute z.B. ein achtes Sakrament erfinden, dann glaube ihm nicht! Er kann nur die stets überlieferten sieben Sakramente verteidigen – unfehlbar – wie er es z.B. gegenüber Martin Luther getan hat. Mehr nicht.

Einwand: Hat der Papst nicht 1950 das neue Dogma der Aufnahme Mariens in den Himmel verkündet? Ja und nein. Zwar hat Pius XII. diesen Glaubenssatz neu als Dogma formuliert, aber damit nicht etwas völlig Neues erfunden, sondern nur aus dem, was die Kirche immer schon geglaubt hat, eine vertiefende Folgerung gezogen: Maria war ganz ohne Sünde, folglich gab es keinen Grund, dass ihr Leib die Strafe für die Sünde – die Verwesung des Leibes – erleiden sollte. Und darum das Dogma von ihrer Aufnahme in den Himmel. Implizit – d.h. einschlussweise – war das im Glauben der Christen stets enthalten. Neu ist also nur die Formulierung als Dogma, der Inhalt dagegen ist alt.

  1. Der Papst ist nicht auf allen Gebieten unfehlbar.

    Gäbe der Papst einen Tipp für den Sieger der nächsten Fußballweltmeisterschaft ab, so wäre es töricht, deswegen auf diese Mannschaft zu setzen. Nur in Dingen, die den Glauben oder die Sittenlehre betreffen, kann der Papst Unfehlbarkeit beanspruchen. Wenn er z.B. lehrt, »Jesus ist wahrhaft von den Toten auferstanden«, oder »durch die Wandlung wird Christus unter der Gestalt von Brot und Wein wesenhaft gegenwärtig«, oder »einen unschuldigen Menschen zu töten ist immer schlecht«, so gehören diese Aussagen dem Bereich des Glaubens und der Sitte an; folglich kann sich ein Papst hier unfehlbar äußern (wenn diese Sätze im Glauben der Kirche immer schon enthalten waren, vgl. oben). Aber nicht nur im Fußball, sondern auch in den Dingen unseres religiösen Lebens, die nicht Glauben und Sitten betreffen, kann sich der Papst irren. Und damit sind solche Dinge auch veränderlich. Dazu zählen äußere Formen und Bräuche, wie der Ablauf der Feier der Sakramente (Kleidung, Dienste, Sprache usw.), die verschiedenen Gremien in der Kirche (päpstliche Kurie, Pfarrgemeinderäte usw.), Bestimmung bzgl. Auszeichnungen (Kardinalswürde) oder kirchliche Strafen. Der Papst könnte z.B. bestimmen, ab sofort sei die hl. Messe vom Priester in Hemd und Krawatte zu feiern – eine unsinnige Anordnung. Aber auf diesem Gebiet ist der Papst eben nicht unfehlbar. Als grobe Faustregel kann gelten: WAS wir glauben (Inhalte) ist unveränderlich, WIE wir unseren Glauben leben (Bräuche, äußere Formen…), kann der jeweiligen Zeit angepaßt werden.

  1. Nicht jede Äußerung des Papstes über Glaube und Sitten ist unfehlbar.

    Der Papst kann nur auf dem Gebiet des Glaubens und der Sitten Unfehlbarkeit beanspruchen; doch dies bedeutet nicht, dass er automatisch immer unfehlbar spricht, wenn er sich zu solchen Themen äußert. Eher umgekehrt: Die allerwenigsten seiner Aussagen sind unfehlbar. Theologische Bemerkungen des Papstes beim Mittagstisch, ja selbst seine Predigten, sind nicht automatisch irrtumsfrei. Auch päpstliche Schreiben wie Enzykliken könnten theoretisch Fehler enthalten.

Es gibt drei Möglichkeiten für den Papst, unfehlbar zu lehren:

  1. Der Papst beruft sich ausdrücklich auf seine Vollmacht, etwas unfehlbar zu erklären.

So erklärte z.B. Papst Pius XII. am 1.11.1950 unfehlbar die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel: »Kraft der Autorität unseres Herrn Jesus Christus, der seligen Apostel Petrus und Paulus und unserer [eigenen], verkünden, erklären und definieren wir deshalb: Es ist von Gott geoffenbarte Glaubenslehre, dass die Unbefleckte Gottesgebärerin und immerwährende Jungfrau Maria nach Vollendung des irdischen Lebenslaufes mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde« (Apostolische Konstitution Munificentissius Deus, DH 3903).

In der Sprache der Theologie handelt es sich hier um eine »ex cathedra«-Entscheidung, d. h. der Papst spricht »vom Lehrstuhl« des hl. Petrus aus – und dann unfehlbar.

  1. Der Papst legt auf einem ökumenischen (d. h. weltumfassenden) Konzil zusammen mit den Bischöfen eine Lehre bzgl. Glaube oder Sitte für die ganze Kirche als verbindlich vor.
  1. Der Papst (oder auch die Bischöfe) wiederholt eine Lehre, die die Kirche von Anfang an stets geglaubt hat.

Dabei gilt immer: Nicht die persönliche Intelligenz des Papstes ist der Grund seiner Irrtumslosigkeit, sondern der Beistand des Hl. Geistes. Jesus versprach dem Petrus und seinen Nachfolgern: »Der Beistand aber, der Heilige Geist (…), wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe« (Joh 14,26).

Nachdem geklärt ist, was die Unfehlbarkeit nicht bedeutet, fassen wir positiv zusammen:

Der Papst ist unfehlbar, wenn…

  1. er eine Lehre, die in der Tradition der Kirche bereits implizit (d.h. einschlussweise) vorhanden ist und
  2. die Glauben oder Sitten betrifft
  3. entweder (a) unter Berufung auf seine Unfehlbarkeit (ex cathedra) oder (b) auf einem ökumenischen Konzil oder (c) als Wiederholung einer stets geglaubten Wahrheit allen Gläubigen endgültig vorlegt.

Nur wenn alle drei Punkte zugleich erfüllt sind, ist der Papst unfehlbar.

Die Lehre über die päpstliche Unfehlbarkeit ist natürlich keine nachträgliche Erfindung der Kirche. Jesus selbst hat dem hl. Petrus und seinen Nachfolgern versprochen: »Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht wanke. Dafür stütze und stärke du dereinst deine Brüder« (Lk 22,32).

Bereits in den ersten Jahrhunderten gibt es viele Zeugnisse, dass der römische Bischof als Garant für die Reinhaltung des Glaubens angesehen wurde. So erklärt z. B. Irenäus von Lyon (2. Jh.): »Denn mit dieser Kirche [von Rom] muss wegen ihres besonderen Vorranges jede Kirche übereinstimmen, d. h. die Gläubigen von überallher; in ihr ist nämlich stets die apostolische Überlieferung bewahrt worden« (Adversus haereses III,3,2.) Cyprian v. Carthago (3. Jh.) rühmt wegen des Papstes die römischen Gläubigen, »zu denen der Irrglaube keinen Zutritt finden kann« (Epistola 59,14). Hieronymus (4. Jh.) schreibt dem damaligen Papst: »Bei euch allein wird das Erbe der Väter unversehrt bewahrt« (Epistola 15,1).

Zusammenfassung:

Wir können die Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit mit einer Gradwanderung vergleichen: rechts und links vom richtigen Verständnis der Unfehlbarkeit lauert ein Abgrund des Missverständnisses:

  1. Leugnet man rundweg die Irrtumslosigkeit des Papstes, so wäre der katholische Glaube eine ziemlich zufällige und unsichere Sache, die nach 2000 Jahren vielleicht noch stimmt, vielleicht aber auch nicht. Gott sei Dank: In Glaubens- und Sittenfragen hat Gott uns mit dem Geschenkt der Unfehlbarkeit des Papstes einen irrtumsfreien Kompass geschenkt, der für die Reinhaltung der Wahrheit sorgt.
  1. Umgekehrt ist der Papst nicht immer vor Irrtum geschützt. Es wäre falsch (und gegen die katholische Lehre), dem Papst in allen Dingen blindlings und ohne Überlegung zu folgen nach dem Motto: »Der Papst macht’s so – also ist es gut so!« Wie gesehen, kann sich der Papst in vielen Dingen täuschen, z.B. dem WIE unseres Glaubens (äußere Bräuche…), ja sogar in Dingen des Glaubens und der Sitte, wenn er sich nur in gewöhnlichen Ansprachen äußert (siehe oben). Freilich: Das alles bedeutet nicht, dass wir als Gläubige den Papst nicht mehr ernst nehmen müßten. Auch wenn er in vielen Fällen irren kann, so verlangt sein Amt von uns doch eine ehrliche Hochachtung. Unser leiblicher Vater kann sich in seinen Anordnungen gegenüber uns täuschen und trotzdem darf er zu Recht erwarten, dass wir seine Anordnungen und Ratschläge ernst nehmen. Genauso – ja sogar noch mehr – der Hl. Vater: auch in Dingen, in denen er fehlbar ist, schulden wir ihm kindlichen Gehorsam, obwohl in diesen Fällen gleichzeitig gilt, dass wir mit wachem Verstand – im Lichte des Glaubens und der Tradition – seine Anweisungen prüfen dürfen (und müssen).

Gott hat der Kirche einen wunderbaren, übernatürlichen Schutz geschenkt: Die Unfehlbarkeit des Papstes. Und doch bleibt der Papst im Alltag ein Mensch wie wir. Darum braucht er auch so dringend unser Gebet. Denn könnte er nicht auch große und fatale Fehler machen, dann wäre das Beten für ihn ja überflüssig.

Herr Jesus Christus, Du Hirt und Haupt Deiner Kirche, steh unserem Hl. Vater bei mit der Kraft Deines Segens, dass er uns entflammt durch seinen Eifer, uns Vorbild ist durch seinen Wandel, uns trägt durch seine Liebe, uns stärkt durch seine Geduld, uns erhält in der Freude des Hl. Geistes, uns segnet durch seine Gebete und uns gute Weisung gibt durch seine Lehre, und uns einigt zu Deinem heiligen Volk und zum lauteren Gottesdienst, im Geist und in der Wahrheit. Amen. (J.M. Sailer)

Dieser KIK (Katholisch im Kreuzfeuer) wurde von P. Markus Chrstoph SJM mit freundlicher Genehmigung zur Publikation zur Verfügung gestellt. Andere KIK-Artikel und weite Infos gibt es auf der Hauptseite.

Viele KIK Artikel sind auch auf den Seiten der SJM zu erhalten: Klicke hier.
Bildquelle: Mit freundlicher Genehmigung von P. Lawrence Lew OP aus seinem bekannten flickr.com Album: Johannes Paul II bei der Krankensalbung
KIK – Katholisch im Kreuzfeuer

KIK – Katholisch im Kreuzfeuer

Was ist „KIK“?

Unterwegs mit Freunden kann sich das Gespräch mal schnell um das Thema „Kirche“ drehen.
Sätze wie
„Ist es nicht unverschämt, den Priestern das Heiraten zu verbieten?“
„Hatte nicht auch Jesus viele Geschwister?“
„Du gehörst immer noch zu diesem inquisitorischen Verein von Kreuzfahrern und Hexenverbrennern?“
stehen manchmal an der Tagesordnung.

Jeder kennt diese Situationen: KIK – Katholisch im Kreuzfeuer. „Natürlich, wir sind katholisch, überzeugt und praktizierend“. Aber oft halten wir mit unserer eigenen Überzeugung hinter dem Berg, weil wir nicht genau wissen, was wir sagen sollen. Die KIK-Artikel, geschrieben von Pater Dr. Markus Christoph (SJM), liefern Argumente zu den wichtigsten „heißen Themen“ unseres katholischen Glaubens.
Aber auch jemanden, der einfach Interesse daran hat, diese Brennpunkte zu behandeln sei die KIK-Reihe empfohlen.


Übrigens…

…sind wir nicht die ersten Christen, die öfter mal in Argumentationsnot geraten. Schon im ersten Jahrhundert musste Petrus seine Pfarrkinder ermahnen: »Seid stets bereit, jedem Antwort zu geben, der von euch Rechenschaft verlangt über die Hoffnung, die euch beseelt« (1Petr 3,15). Hören wir auf den Appell des ersten Papstes.

Unterwegs mit Freunden kann sich das Gespräch mal schnell um das Thema „Kirche“ drehen. Ist es nicht unverschämt, den Priestern das Heiraten zu verbieten? Hatte nicht auch Jesus viele Geschwister? Du gehörst immer noch zu diesem inquisitorischen Verein von Kreuzfahrern und Hexenverbrennern?

Jeder kennt diese Situationen: KIK – Katholisch im Kreuzfeuer. Natürlich, wir sind katholisch, überzeugt und praktizierend. Aber oft halten wir mit unserer eigenen Überzeugung hinter dem Berg, weil wir nicht genau wissen, was wir sagen sollen. Die KIK-Artikel liefern Argumente zu den wichtigsten „heißen Themen“ unseres katholischen Glaubens.


Folgende Themen behandelt KIK:

Fragen zum Glauben

Hat der Papst immer recht?
Warum verweigert die Kirche Frauen die Priesterweihe?
Warum beten wir zu Heiligen?
Kann ein liebender Gott den Kreuzestod seines Sohnes verlangen?
Wie funktioniert Bittgebet?
Warum lässt Gott Leid zu?
Kann man die Existenz Gottes beweisen?

Fragen zur Moral

Warum kein Sex vor der Ehe?
Ist die Ehe absolut unauflöslich?
Warum immer noch der Pflichtzölibat?

Fragen zur Bibel

Könnten in den Evangelien nicht auch Fehler stehn?
Hatte Jesus Geschwister?
Wo steht im Evangelium, dass Jesus Gott ist?

Fragen zur Kirchengeschichte

Wie konnte es zur Hexenverfolgung kommen?
Waren Kreuzzüge nicht einfach christliche Djihads?
Wie unchristlich war die Inquisition?
Gab es eine Päpstin Johanna?
Der Fall „Galilei“
Hätte Pius XII. den Juden mehr helfen müssen?

Sonstige Themen

Dan Browns Sakrileg: Wie viel Fehlinformation hat auf 605 Seiten Platz?

 

retrokatholisch veröffentlicht diese Beiträge mit freundlicher Genehmigung von P. Markus.

Quelle: SJM-Homepage (Dort gibt stehen auch viele dieser Beiträge als Download zur Verfügung)
Die Kreuzzüge: Ein christlicher Djihad im Mittelalter? (KIK)

Die Kreuzzüge: Ein christlicher Djihad im Mittelalter? (KIK)

KIK: Katholisch im Kreuzfeuer
Christen werden in vielen Bereichen der Welt blutig verfolgt. Besonders bei der aktuellen Situation im nahen Osten bekommt dieses Thema eine brandneue Aktualität und lässt die Hintergründe der Kreuzzüge besser verstehen. Das Lesen lohnt sich!
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von P. Markus Christoph SJM.

Der Vorwurf: Die Kirche hat im Mittelalter zu gewaltsamen Kreuzzügen aufgerufen. Damit habe sie ihre eigene Botschaft des Friedens verraten und im Namen der Religion ungerechte Eroberungsfeldzüge geführt. Eigentlich seien die Kreuzzüge nichts anderes gewesen als ein Djihad von Seiten der Christen.

Für eine faire Beurteilung der Kreuzzüge müssen wir zuerst die damalige geschichtliche Situation näher kennen lernen.

Die Vorgeschichte

Wie wir aus dem NT wissen, wurde Palästina zur Zeit Jesu als Provinz des (Ost-)Römischen Reiches verwaltet. Im Jahr 325 lies Kaiser Konstantin über dem Grab Jesu die Grabeskirche erbauen. Unter Kaiser Theodosius (+395), der das Christentum zur Staatsreligion des Römischen Reiches erhob, wurde Jerusalem zum wichtigsten Wallfahrtsziel der gesamten Christenheit.

 

Eroberung Jerusalems durch den Kalifen Umar. Dies blieb so bis zur großen Expansion des Islams im 7. Jahrhundert. Im Jahr 638, nur sechs Jahre nach dem Tod Mohammeds, wurde Jerusalem von Kalif Umar erobert. Die christlichen Bewohner leisteten keine Gegenwehr, denn der Kalif garantierte ihnen schriftlich »absolute Sicherheit für Euer Leben, Euren Besitz und Eure Kirchen«. Sie wurden lediglich – wie alle »Ungläubigen« ‒ zu einer Religionssteuer verpflichtet. Doch im Laufe der Zeit änderte sich die Stimmung: Als 966 ein Heer des oströmischen Reiches von Byzanz aus Teile des von den Muslimen besetzten Syriens zurückeroberte, rächten sich diese an den Christen in Jerusalem. Unter anderem wurde das Dach der Auferstehungskirche in Brand gesetzt.

 

Eroberung Jerusalems durch die Fatimiden. Kurze Zeit später fielen die Fatimiden in Palästina ein, muslimische Berber aus Marokko (Abstammung von Mohammeds Tochter Fatima) und eroberten 979 unter Kalif Ibn Moy Jerusalem. Jetzt wurde die Auferstehungskirche völlig niedergebrannt, die Kuppel stürzte ein, der Patriarch kam ums Leben. Als Ibn Moys weiterer Angriff auf das byzantinische Reich scheiterte, rächte er sich an den Christen in seinen besetzten Ländern, also auch in Palästina: Prozessionen wurden verboten, man drängte die Christen aus allen öffentlichen Ämtern oder zwang sie zur Annahme des Islams, rund 30.000 Kirchen wurden damals enteignet oder geplündert, die heiligen Stätten in Jerusalem geschändet. 1009 befahl der Kalif, die Reste der Auferstehungskirche »zu zerstören, ihre [christlichen] Symbole zu entfernen und alle Spuren von ihr und die Erinnerung an sie zu beseitigen.« Die Kirche wurde bis auf die Grundmauern geschleift, »mit Ausnahme dessen, was nicht zerstört werden konnte oder nur mit Mühe auszugraben und fortzuschaffen war.« Das Heilige Grab selbst sollte weggemeißelt werden. Der Augenzeuge Ademar von Jerusalem berichtet: »Da sie nicht imstande waren, ihn zu zerschlagen, setzten sie den Felsen einem mächtigen Feuer aus.« Das Feuer wurde mit kaltem Wasser gelöscht, der brüchig gewordene Stein abgebrochen. Nur die Steinbank, auf der einst der Leichnam Jesu lag, trotzte der gewaltsamen Verwüstung. Die westliche Christenheit war über diese Vorgänge entsetzt. Trotzdem verschärfte sich die Unterdrückung der Christen noch weiter: 1056 wurden zahlreiche Christen aus Jerusalem ausgewiesen und europäische Pilger durften die Örtlichkeiten der Grabeskirche nicht mehr betreten. Nach einem Bericht von Berthold von Reichenau waren Pilgerfahrten nur noch unter militärischer Begleitung möglich.

 

Eroberung Jerusalems durch die Seldschuken. Im Jahr 1077 wurde das von den Fatimiden beherrschte Jerusalem von den Seldschuken, einem ebenfalls muslimischen Steppenvolk aus dem heutigen Turkmenistan, unter der Führung von Emir Atsiz bin Uwaq erobert. Continue reading