Die Plätze vor den Kirchen füllen sich dank Pokemon GO…
…ist dieses Spiel also eine gute Sache?
Momentan bin ich in Livorno, Italien – und für diesen Beitrag habe ich Pokémon GO „angespielt“ – schon vor der eigentlichen Veröffentlichung in Europa. Zugegebenermaßen spiele ich das Spiel nicht mehr; gerne möchte ich jedoch einige meiner Erfahrungen und Gedanken mit euch teilen.
Wer bei Pokémon GO beginnt, darf einen „Trainer“ erstellen, einen vituellen Charakter den man spielt und kann anschließend ein von drei (bzw. vier mit dem Pikachu Trick) ausgewählten Pokémon zu Beginn fangen. Ziel ist es, möglichst viele dieser kleinen Wesen zu fangen – fängt man das gleiche Pokémon mehrfach, lassen sich dadurch Verbesserungen oder „Entwicklungen“ der Pokémon vornehmen. Hat man das erste Pokémon gefangen, kann man die Spielwelt erkunden.
Tatsächlich finden sich in Pokémon GO sehr viele „Pokéstops“ an Kirchen, Wegkreuzen, religiösen Statuen usw. – eine aus meiner Sicht sehr positive Sache! Ein „Pokéstop“ ist deshalb wichtig, da man an diesen Orten viele der benötigten Gegenstände wie Pokébälle (zum fangen der Pokemon), Tränke (um verletzte Pokémon zu heilen) uvm. zu erhalten.
Und das ist aus meiner Sicht auch die große Chance von Pokémon Go: Durch diesen Mechanismus lockt es den ein oder anderen hinaus – und selbst wenn man schon lange nicht mehr in einer Kirche war, so bietet Pokémon GO einen guten Rahmen dafür.
Ganz konkret: Wenn man ein einer Kirche ankommt, die einen Pokéstop darstellt, so kann man diesen aktivieren, dann das Handy in den Flugmodus schalten und die Kirche ehrfürchtig betreten. Hier ist auch Zeit für die ein oder andere Bitte, Zeit zum danken, Zeit zum beten.
Verlässt man die Kirche wieder, kann man das Handy schnell wieder aus dem Flugmodus holen und den Pokéstop erneut aktivieren – denn dieser regeneriert sich momentan alle 5 Minuten.
Kampf in der Arena
An manch einem religiösen Ort findet sich manchmal sogar eine Arena bei dem sich verschiedene Trainer (ab Level 5) messen können. Hierbei gibt es drei „Teams“ (gelb, blau, rot), welche auf diese Art und Weise gegeneinander antreten können. Neben dem Fangen von Pokémon eine sehr gute Möglichkeit an Erfahung zu gewinnen.
Erfahrung wird benötigt um das Trainerlevel zu steigern. Ein Trainer mit einem hohen Level fängt stärkere Pokémon und erhält auch bessere Gegenstände
bei den oben beschriebenen Pokéstops.
Das Kampfsystem selber fordert ein wenig Geschicklichkeit bei gleichstarken Gegnern und ist aus meiner Sicht passabel umgesetzt. Wer ein Kampfsystem aus älteren Pokémon-Titeln gewohnt ist, wird sich umstellen müssen.
Gelegenheit zur Mission
Durch die Verknüpfung von Realität und virtueller Welt („augmented reality“) kann es zu häufigen Besuchern an bestimmten Orten kommen. Diese Chance sollten wir Christen nutzen um mit Pokémon GO Spielern in Kontakt zu kommen.
Gezielt könnten hier kleine Gegenstände wie Medallien, Kreuze, Armbändchen oder aber Flyer mit einer konkreten Einladung zu einem Event (z.B. Nightfever) verschenkt oder ausgelegt werden – eventuell ist das für viele der erste Kontakt seit langen zum Christentum.
Eine gute Gelegenheit die Freude am Glauben zu teilen!
…aber ist es nun ein christliches Spiel?
Nun aber zurück zur eigentlichen Fragestellung: Ist Pokémon Go ein christliches Spiel? Ich glaube nicht, sehe wie aber schon vorher beschrieben einige Chancen, Gutes aus diesem Spiel erwachsen zu lassen.
Das Pokémon Konzept an sich ist mir schon seit meiner Kindheit bekannt – und einiges hat sicherlich keinen christlichen Ursprung und benötigt unter Umständen Erklärung und Meidung. Grundsätzlich ist es ein Spiel aus dem „Fantasy-Genere“ und sollte auch als ein solches verstanden werden. Sind Eltern der Meinung, dass ihr Kind das noch nicht unterscheiden kann, dann sollten sie sicherlich eingreifen.
Ein weiteres Manko bei Pokémon GO liegt in der benötigten Zeit, um dieses Spiel zu spielen – es kann wahrlich ein „Zeitfresser“ sein. Auf der anderen Seite ist hier im Vergleich zu anderen Spielen noch ein wenig Bewegung involviert (das Gefahrenpotential und die zwingend aktivierte Ortung in diesem Zusammenhang lassen wir jetzt mal unberücksichtigt).
Problem ist hier zudem, dass (nach jetzigem Stand) das Spiel geöffnet sein muss, um aktiv Pokémon zu finden und das benötigt bei Pokémon GO sehr viel Energie – ein leerer Akku ist keine Seltenheit.
Eventuell liege ich falsch, aber ich denke dass damit ist Gefahrenpotenial dieses Spiels recht gut dargestellt ist. Wer anderer Meinung ist darf gerne in Kommentaren antworten. Sollten Kinder Pokémon GO spielen wollen, so ist es bestimmt nicht schlecht, wenn die Eltern ein Auge darauf haben – und mit Umsicht ihr Kind erziehen.
Fazit: Alles in allem ist es ein gelungenes Spielkonzept welches Raum für Evangelisierung lässt (auch für Nicht-Trainer).
Passend dazu:
Danke an TRCThoughts.com 🙂
Es heißt übrigens nicht „argumented reality“ sondern „augmented reality“.
Ist verbessert! 🙂 Herzlichen Dank für den Hinweis! 🙂
NACHTRAG: Immer mehr häufen sich die Berichte, dass es zu Unruhestörungen und unangemessenem Verhalten innerhalb von Kirchenräumen kommt.
Siehe: http://kreuzknappe.blogspot.de/2016/07/hat-die-kirche-die-nase-voll-von.html
Und ja: das ist wahrlich ein großes Problem mit diesem neuen Spiel – wobei das aus meiner Sicht wenig mit dem Spiel an sich zu tun hat. Das Problem liegt in einer Gesellschaft, die es in großen Teilen nie gelernt hat, sich Respekt vor sakralen Dingen anzueignen. (Man könnte also sagen es handelt sich um ein katechetisches Problem.)
Laut einem Bericht von katholisch.de sieht sich die Kirche in Deutschland nun dazu gezwungen über einen Anwalt mit Niantic (dem Entwickler von Pokémon GO) zu sprechen um den Kölner Dom als Spielinhalt zu entfernen. Tatsächlich wäre es bestimmt vorteilhaft, wenn man einen entsprechenden Pokéstop VOR die Kirche plazieren würde, als direkt in/auf die Kirche.
Kirchen sind kein Spielplatz. Aber sind sie ein Stück Kultur, dass auch Pokemon-Spieler kennen lernen dürfen und sollen.
Auf diese Art und Weise wäre es dann auch immer noch möglich die oben genannten Wege der Evangelisierung anzuwenden. Und offen gesprochen: Ich glaube nicht dass man zur Evangelisierung unbedingt dieses Spiel installiert haben muss – denn am Ende sollen wir uns ja an höhere Dinge binden 😉